Vom Schaf zur Wolle

Vom Schaf zum Hut

 

Vom 09. bis 12. Mai machten sich 15 BOKU-Studenten im Zuge eines von der ÖH mitfinanzierten Ausfluges auf den Weg zum Wollgartl in Schalchen (OÖ) um so viel wie möglich über das Produkt Wolle zu erfahren. Bevor wir herzlich von der Familie Schiemer im Wollgartl aufgenommen wurden, besichtigten wir am Anreisetag noch die Wollmanufaktur in Haslach. Bereits hier wurde klar, dass der Weg der Wolle vom Schaf bis zum fertigen Garn viel Zeit und Arbeit erfordert.

 

Während wir hier sahen wie Maschinen den Großteil der Arbeit erledigen, bekamen wir dann im Wollgartl einen Einblick wie man Rohwolle mit wenig bis gar keinem maschinellem Aufwand selbst verarbeiten kann. Am Beginn der Veredelungskette steht natürlich das Schafscheren. Wir hatten das Glück, dass wir am Samstag auch schon dabei zusehen konnten und sogar selbst Hand anlegen durften. Während die Schafscherer Markus und Richard fünf bis zehn Minuten pro Schaf benötigten, dauerte es bei uns meistens schon eine halbe Stunde. Neben dem Scheren zeigte uns Herbert Schiemer auch gleich wie man die Klauen der Schafe pflegt.

 

Die gescherte Wolle wurde dann im nächsten Schritt gewaschen und danach mit Hilfe von Ampfer, Birke und Krapp gefärbt. Um die Wolle fertig fürs Filzen beziehungsweise Spinnen zu machen mussten wir sie anschließend noch Kadieren. Hierbei werden die Wollfasern so angeordnet, dass sie parallel zueinander stehen, die Wolle wird sozusagen „gekämmt“. Die kadierte Wolle durften wir am Abend dann Spinnen. Wir durften es zumindest versuchen – es ist wohl noch kein Meister vom Himmel gefallen, denn auch hier dauerte es wieder sehr lang bis das Gesponnene einigermaßen wie Strickgarn aussah. Elisabeth Schiemer stand uns bei all diesen Schritten zur Seite und versprühte dabei so eine Leidenschaft, dass uns alle spätestens nach diesem Wochenende das Wollfieber gepackt hat.

 

Früher war Selbstgemachtes aus Wolle einfach billiger als sich seine Textilien selbst zu kaufen. Heute gönnt man sich etwas Selbstgemachtes. Es geht dabei nicht mehr ums Sparen, sondern um die Wertschätzung, die Kreativität und den Stolz auf das eigen Geschaffene. Es war ein wunderschönes Wochenende für uns alle, von dem wir viel neues Wissen, eine entfachte Wollleidenschaft und selbstgefilzte Hüte, Taschen und Blumen mit nach Hause genommen haben. Denn am letzten Tag wurden wir von Elisabeth auch noch in die älteste Art der Stoffherstellung eingeführt: das Filzen. Und trotz des hartnäckigen Regens und der recht bescheidenen Temperaturen strahlten wir drei Tage lang.

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